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schneller

Performance und Artefakt
Maße 55cm x 120cm

Vom 1.2.22 bis 15.2.22 arbeitet Birgit Wagner am Webstuhl.

Zentral im Raum aufgebaut steht ein Hochwebstuhl. Flach, zwei Meter hoch und knapp eineinhalb Meter breit ist er. Von unten nach oben entsteht nach einer handschriftlichen Vorlage dreimal das selbe Wort. Die Schrift ist hell auf dunkel. Auf der Rückseite alles spiegelverkehrt. So ist auch die Arbeitsweise. Das Gewebe wird nach und nach aufgewickelt. Was zu sehen ist hängt vom Blickwinkel und vom Besuchszeitpunkt ab. Bis zur Fertigstellung ist jeweils nur der zuletzt gewebte Teil sichtbar.

Brettchenweben ermöglichte eine Mustergestaltung ohne Wiederholung, vergleichbar mit dem Jacquardweben. Einzigartige ist die Möglichkeit durch eine 90 Grad-Drehung eine dritte Webkante herzustellen. Diese Methode wird auch in schneller angewendet.

Die verwendete Technik ist alt und wird heutzutage großteils für historische Reproduktionen verwendet. Im Vergleich zu einer klassischen Tapisserie, die auch als „Malen mit Fäden“ beschrieben werden kann, verfolgt Brettchenweben einen textiltechnologischen Ansatz. Die Farbgebung ist eingeschränkt, der Hintergrund entsteht zeitgleich mit dem Motiv. 

Brettchenweben benötigt viel Konzentration und Ausdauer. 152 Spielkarten als Brettchen sind flach und stabil, sie dienen durch Farbe, Anzahl und Richtung zur Orientierung. Korrekturen sind mühselig und brauchen Zeit. Beim Schauweben wird Fingerfertigkeit gezeigt, aber es ist auch ein Ringen um den Fokus und das Abwegen welche Fehler bleiben können und welche weitere Fehler multiplizieren.

Oben hängen die Enden der Kettfäden wie Fransen. Die Karten sind noch eingefädelt. Sie erinnern an den Herstellungsprozess und zeigen weiterhin die Webrichtung an.

Mit schneller geht Birgit Wagner an den Ursprung ihres Berufes als Schneiderin und verhandelt Perfektion, den Druck der Produktivität in ihre Rolle als Textilhandwerkerin. Die Ausarbeitung ist das physische Erleben der inhaltlichen Ebene und das Ausliefern an den Prozess.